Iberer, iberische Glaubensvorstellungen
Die Iberer, deren Sprache nicht mit der indoeuropäischen Sprachgruppe verwandt ist, traten etwa 1000 v.u.Z. erstmals in Erscheinung. Seit 800 v.u.Z. hatten sie mit den Phöniziern und Griechen Handelskontakte, bei denen das auf der iberischen Halbinsel vorkommende Silber ein begehrtes Produkt war. Diese bis ins 5. vorchristliche Jahrhundert reichende Periode des Handels stellt gleichzeitig die Blütezeit der iberischen Kultur dar. Sie ist durch zahlreiche archäologische Funde nachgewiesen. Die iberische Kultur breitete sich von Südwestspanien entlang des Guadalquivir und entlang der Südküste nach Valencia und Katalonien aus. Ob sich die vielen kleinen Stämme und Staatswesen als politische Einheit verstanden, wie sie sich selbst nannten und zu welcher Sprachgruppe sie gehörten, ist unbekannt. Die Schriftzeugnisse über sie stammen von Griechen und Römern. Einflüsse der Phönizier aus dem Libanon sind bis ins 2. Jahrtausend v.u.Z. nachweisbar.
Wenig ist über die Glaubensvorstellungen der Iberer bekannt. Es wurden keine Zeugnisse für irgendwelche Götter in Form von Abbildungen oder Tempelbauten aus der Zeit vor den Phöniziern gefunden. Erst mit den Phöniziern wurden Gottheiten aus deren Weltbild übernommen – was nichts aussagt über die für die Iberer mit diesen Gottheiten verbundenen Inhalte und Vorstellungen.
In den sehr unterschiedlich ausgestatteten und angelegten Grabstätten wurden die Überreste der Verstorbenen in Urnen beigesetzt. Die Leichen wurden mit all ihren persönlichen Sachen, Schmuck, Trink- und Opfergefäßen sowie Waffen verbrannt. Wahrscheinlich gab es rituelle Totenmähler, an deren Ende die Gefäße zerschlagen wurden und die Scherben mit den Verstorbenen verbrannten. Die Grabbeigaben lassen jedoch keine spezielle geschlechtliche Zuordnung der Verstorbenen zu.
Die Iberer gaben ihrer religiösen Vorstellung eher durch verehrte Orte und Zeichen Ausdruck als durch menschengestaltige Götter. Wenn das dennoch einmal der Fall war, hatte es mit der Übernahme von Glaubensvorstellungen ihrer Kolonisten zu tun – der Phönizier, → Griechen und Römer. In der iberischen Kultur wurden vorrangig Orte, die sich durch ihre besondere Lage auszeichneten, zu Kultstätten erhoben (→ heilige Orte). So wurden nicht nur Höhlen und Quellen zu geweihten Orten, an denen kleine Statuetten und rituelle Objekte hinterlassen wurden, sondern auch Plätze, die an Hauptverkehrswegen lagen.