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Latifas

Latifas (arab. lataif, „feinstoffliche Zentren im inneren Körper des Menschen“)

Die Sphären im Bild des Himmelsmenschen aus den „Gleichnissen des Henon“ (Adam Kadmon, → Kreuz) illustrieren konkrete Punkte oder Lichtsphären am Körper des Menschen. Die → Sufi-Mystiker (die besonders im mittelalterlichen Spanien enge Beziehungen zu den → Kabbalisten unterhielten) bezeichnen diese Punkte lataif. Sie können durch → Mantras oder Atemübungen (→ Atem, Atemtechniken, → Dhikr) aktiviert werden, was dem Praktizierenden hilft, seinen inneren, subtilen Körper zu entwickeln und zu stärken (→ Energiekörper).
Es gibt zehn Latifas, von denen sieben den unteren sieben → Sefiroth entsprechen. Die mittlere Reihe entspricht außerdem den indischen Energiezentren, den → Chakras, das höchste Latifa entspricht dem Sahasrara, der Krone in den Sefiroth; beide gelten als Eingang des Unendlichen.

1 Kether – Ajna-Chakra – Latifa Khafi = Inspiration
2 Chokmah – Weisheit – rechte Gehirnhälfte
3 Binah – Verstehen – linke Gehirnhälfte
Daath – verborgenes Sefiroth – Bewusstsein – Kehlchakra – Latifa Akhfa = Atem
4 Chesed – Gnade – rechte Brust, Latifa Ruh = Geist
5 Geburah – Stärke – linke Brust – Herzchakra, Latifa Qalb = Herz
6 Tiphareth – Schönheit – Solarplexus – Sonnenchakra, Latifa Sirr = Geheimnis (Pforte zum höheren Bewusstsein)
7 Netzach – Sieg – Gedankenformen, Latifa qalab = Milz, subtiles Organ
8 Hod – Herrlichkeit – Lebergebiet – Emotionen, Latifa Nefs = Vitalzentrum
9 Jesod – Energie – Sakralchakra, Latifa = Ozean des Lichts
10 Malkuth – Königreich (Erde) – Wurzelchakra, Latifa = Ozean des Feuers

Hazrat Inayat → Khan spricht von einem abstrakten Klang, der uns das Mysterium des Universums erschließt.

„Abstrakter Klang wird von den Sufis Saute-e Sarmad genannt; der ganze Raum ist davon erfüllt. Die Schwingungen dieses Klangs sind zu fein, als dass sie für die körperlichen Ohren hörbar sein könnten … Dieser Klang entfaltet sich durch zehn verschiedene Aspekte, weil er sich durch zehn verschiedene Kanäle des Körpers manifestiert. Er tönt wie Donner, wie das Brausen des Meeres, wie klingende Glocken, fließendes Wasser, Bienengesumm, wie das Zwitschern der Spatzen, wie die Vina, die Pfeife oder der Klang der Shankha, bis er schließlich zum Hu wird, dem heiligsten aller Laute.“ (Hazrat Inayat Khan 1984, 86 u. 88)

Die zehn Kanäle, die der Autor erwähnt, entsprechen den Latifas oder den → Sefiroth. Es scheint also, dass das Prinzip „Wie oben, so unten“ bei der Diskussion über die Sefiroth reale feingeistig-körperliche Entsprechung hat.
Die Idee, dass die Schöpfung von einem Punkt aus sich zu immer größerer Vielfalt entwickelt, was ja der Zehneraufbau der Sefiroth verdeutlicht, unterstreicht der Kabbalist Moses Cordovero (1522-1570):
„Daher sind die Geschöpfe in dem Maße vollendet, in dem sie mit ihm, der Quelle ihres Seins, vereint sind, und je weiter sie sich von dieser Quelle entfernen, desto mehr ermangeln sie dieses vollkommenen und erhabenen Zustandes. So haben die Dinge dieser Welt ihre Form in den Sephiroth und die Sephiroth haben ihre Form in ihrem göttlichen Urquell.“ (Mose Cordovero)

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