Asgard
Von der Vorstellung eines Kreises aus, der das → Nichtsein symbolisiert, entwickelte sich die Vorstellung eines → Weltzentrums in der alten nord. Mythologie, des alten Asgard (auch Argard, „Lichtheimat“), der Wohnstatt der Götter. Aus Asgard wurde bei den indischen → Brahmanen Agarttha (Asgarttha), wo der König der Welt residiert.
Der Zwölferkreis der idg. Götter (Asen oder Arer, → Germanen) stand unter einer höheren göttlichen Gewalt. Diese Idee wurde auch von der kelt. Mythologie aufgenommen und floss in die Tafelrunde des Königs → Artus ein. Der zwölfteilige → Tierkreis hat ursprünglich nichts mit Tieren zu tun – sonst gäbe es ja auch keine Zeichen wie „Wassermann“ oder „Waage“ –, die Bilder des Zodiak sind auf sichtbare Sternkonstellationen projizierte Bilder (→ Astrologie).
Das Wort Tierkreis stammt vom Namen des Urgottes Tyr („Tür“, → T), der später zum griech. Zeus (Tyr – Tiu – Ziu – Zeus) wurde. Hangatyr, der Hängegott, war übrigens lange Zeit der Urgott der Alteuropäer. Seine große Bedeutung bewirkte noch im Röm. Reich jene Kreuzigungen, durch die Jesus als „Gottessohn“ zu seiner ursprünglichen Bedeutung als Hängegott kam („Der Gehängte“, Karte im → Tarot). Als man ihm darüber hinaus mit dem Speer (dem Speer Odins und der Lanze in der → Gralsgeschichte) noch in die rechte Seite stieß, konnten auch die Nordeuropäer Jesus als Verkörperung des alten Gottes annehmen.
Die Asengötter sind ursprünglich Symbole der höheren Allgewalt, der astrologische Tierkreis (in der europäischen → Astrologie) stellt eine Karte der alten Himmelsreligion der Nordeuropäer dar, die noch von den antiken → Griechen „Hyperboreer“ (Nordvölker) genannt wurden. Im Norden konnte man deutlich zwölf verschiedene Sterngruppierungen am Himmel unterscheiden. Im Jahr 2002 fand man bei Nebra (Sachsen) die so genannte Himmelsscheibe, die älteste Abbildung des Kosmos weltweit (ca. 3.600 Jahre alt) aus der Bronzezeit. Sie ist ein Schlüsselfund für die europäische Vorgeschichte, die Astronomiegeschichte sowie die frühe Religionsgeschichte. Allerdings vermied der Künstler bei der künstlerischen Gestaltung der 25 Sterne (außer Sonne und Mond sowie den Plejaden) offenbar alles, was auch nur im Geringsten an ein Sternbild erinnerte.
Deshalb ist es unklar, ob die „kosmischen“ Einflüsse der zwölf Tierkreiszeichen sich auf die Wirkung der Asen-Gottheiten beziehen, die jeder Mensch auf die eine oder andere Weise archetypisch verkörpert. Aber auch der innere Kreis des indischen → Weltzentrums Agarttha hat zwölf Mitglieder, die zwölf Adityas, die Söhne der Aditi, der vedischen Göttin des unbegrenzten Raumes; sie steht auch in Beziehung zu Himmel und Erde in ihrem unbegrenzten Aspekt. Die Adityas repräsentieren die ganze Spanne der Manifestationen der Erscheinungswelt. Ebenso wie die nordeuropäischen Asen oder die griech. Götter sind die Adityas Sonnengötter wie Savitri, der solare Vishnu (→ Bhakti-Yoga). Sie sind auch die Götter des Feuers (agni) und Windes (vayu) und Herrscher über die drei Welten. Die indische Göttertriade Brahma, Vishnu (→ Bhakti-Yoga) und → Shiva (→ Trinität) sowie die christliche Dreifaltigkeit leiten sich aus der alten schamanischen Dreiheit der Welten (→ Schamanismus) ab, ebenso die altnord. Triade der Naturkräfte Odin (Wind, Oberwelt), Hönir (Erde, Mittelwelt) und Loki (Feuer, Unterwelt).
Die Welten Asgard (Oberwelt), Midgard (Mittelwelt) und Utgard (Unterwelt) wurden in christlicher Zeit zu Himmel, Erde und Hölle. Der Begriff → Hölle leitet sich ab aus dem Namen der Unterweltsgöttin Hel, der „Hellen“, die später zu Frau → Holle wurde. Sie ist die Göttin der Wiedergeburt, die im Kessel des Lebensblutes rührt (→ Gral); man kommt nur über die drei Nornen des Schicksals (→ Griechen) zu ihr: Urd, Skuld und Werdandi, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft symbolisieren.