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Energie

Der Begriff „Energie“ wird in spirituellen Zusammenhängen häufig sehr undifferenziert gebraucht. Meistens sind „Schwingungen“ gemeint (→ Aura), die besondere Ausstrahlung einer Person. „Energie“ an sich heißt nichts anderes als die „Kraft, eine Arbeit auszuführen“. So ist in der aristotelischen Philosophie energeia die Tatkraft. Wir wissen, dass jede Aktivität, jede Arbeit den Aufwand von Energie erfordert. Im Verlauf einer Arbeit wird Energie von einer Form in eine andere umgewandelt, so z.B. die chemische Energie des Kraftstoffs eines Autos in kinetische Energie, sodass es fährt.
Weniger bekannt ist, dass an unterschiedlichen Prozessen unterschiedliche Energien beteiligt sind. Die Energie, die der Organismus aus der Nahrung bezieht, ist nicht der alleinige Antriebsfaktor für das Leben. Sinneseindrücke sind ebenfalls eine Antriebsenergie für den Menschen. Ein Mangel an Sinneseindrücken (z.B. bei Gefangenschaft in einem dunklen Raum) kann sogar zum Tod führen.
Wie werden Sinneseindrücke im Gehirn verarbeitet? Wie entstehen Gefühle und Gedanken? Es muss eine Energieumwandlung im Körper geschehen, damit ein Eindruck, ein Bild, ein Wort, eine Begegnung innerlich verarbeitet werden kann. Eindrücke einer bestimmten Intensität haben eine besondere Kraft und können zu körperlichen Reaktionen führen. Gleichzeitig wirken sie wieder auf unser Verhalten und die körperliche Aktivität zurück.
Jeder Prozess benötigt offenbar eine unterschiedliche Form der Energie, doch dieser Tatbestand wurde bisher weder in der Biologie noch der Physik thematisiert. Der Körper eines Menschen hat eine physikalische, chemische und biologische Zusammensetzung. Aus diesem Grund ist der menschliche Körper auch ein „Apparat“ für die Energietransformation. Jede materielle Erscheinungsform besteht zugleich aus Energie, lehrt die Physik. Materie kann in Energie umgewandelt werden und Energie in Materie. Damit diese Prozesse jedoch „richtig“ funktionieren, muss irgendeine Art der Information beteiligt sein. Woher würde eine materielle Gestaltung sonst ihren inneren Zusammenhalt beziehen?
Das → Selbst des Menschen hat aus diesem Grunde nicht nur eine körperliche Existenz, sondern auch eine virtuelle und energetische. Jeder Mensch kennt die Erfahrung, dass in bestimmten Lebenssituationen eine erhöhte und intensivere Energie vorherrscht, er fühlt sich „energiegeladen“. Ebenso macht jeder von uns mehr als einmal im Leben die Erfahrung eines veränderten → Bewusstseinszustands, sei es durch Sport, Sex, Alkohol oder andere Einflüsse. Man kann diese Veränderungen der → Wahrnehmung natürlich auf biochemische Prozesse im Gehirn zurückführen. Dennoch hat die veränderte Wahrnehmung zugleich eine eigene Qualität, auch wenn es eine materielle Ursache dafür gibt. Man kann sich leicht vorstellen, dass eine Elektrode im Lust- oder Schmerzzentrum des Gehirns eine andere Wahrnehmungsqualität auslöst als ein rein körperliches Lustempfinden oder ein körperlicher Schmerz. An einer Erfahrung sind also viele Faktoren beteiligt, die sich gegenseitig bedingen.
Die Energien im Körper sind nicht nur biochemischer Natur, es gibt auch eine Körperelektrizität. Der Mediziner Prof. Robert O. Becker hat nachgewiesen, dass der Körper elektromagnetische Felder besitzt, die sich auch beeinflussen lassen. Es bestehen Wechselwirkungen zwischen den biologischen Regulationsebenen, den elektromagnetischen Feldern des Organismus und den feineren Informationsebenen wie denen des „nichtlokalen“ Bewusstseinsfeldes (Robert O. Becker 1991).
Hinzu kommen neuere Begriffe wie Biophotonen (→ Aura) oder Tachyonen, die eine physikalische Rolle spielen. Seit langem bekannt ist der „animalische Magnetismus“, den Dr. Franz Friedrich Anton Mesmer (1734-1815) erforscht und zur Methode der Hypnose weiterentwickelt hat. Einen Begriff für die Lebensenergie hat der Psychoanalytiker Wilhelm Reich (1897-1957) mit dem „Orgon“ geprägt, einer Art Bioplasma, das therapeutisch angewandt werden könne.
Ein Arbeitsmodell, das J.G. → Bennett (1982) entworfen hat, kann den Gebrauch des Begriffs „Energie“ klarer definieren, weil dieser vor allem die persönliche Erfahrung berücksichtigt, ohne dass eine biologisch-physikalische Beweisführung nötig wird. Subjektive Erfahrungen mit Energie lassen sich physikalisch bisher nicht messen, höchstens über Wirkungen im Körper, z.B. durch Biofeedback.
Die körperlichen Aktivitäten werden von der vitalen Energie gesteuert, die wir mit der Nahrung aufnehmen. Diese wird auf biochemischem Weg in Proteine, Enzyme, Vitamine, Mineralstoffe usw. umgewandelt. Die Energie für körperliche Aktivitäten bezeichnet Bennett als automatische oder Bewegungsenergie. Der Begriff „automatische Energie“ macht Sinn, denn die meisten Bewegungen, die der Körper macht, geschehen wie automatisch, d.h. es wird erst hinterher bemerkt, dass sich etwas im Körper oder der Körper selbst bewegt hat. Eine absichtsvolle Bewegung erfordert eine höhere Energiekonzentration und eine andere Energiequalität. Die Umwandlung der vitalen Energie in Bewegungsenergie geschieht durch eine weitere Transformation der Nahrung in feinere Substanzen, die durch innerkörperliche Prozesse in Antriebsenergie umgewandelt werden. Dieser Prozess geht automatisch vor sich. Die Bewegungsenergie wird für alle körperabhängigen Funktionen wie Bewegung und Koordination, Sprechen und Kommunikation, Denken und Lernen, Reaktionen und Sinneswahrnehmungen gebraucht.
Die eigentliche Lebensenergie oder sensitive Energie (im chines. Denken Qi, → Qigong), die der Psychoanalytiker Wilhelm Reich wahrscheinlich mit Orgon meint, wird für die Verarbeitung von → Wahrnehmungen, Eindrücken, Sinnesimpulsen und Erfahrungen benötigt. Erst diese Energie ermöglicht Emotionen, Einfühlung, Urteilen und Unterscheiden. Es ist die Energie der Natur und das Lebens, die den Menschen spüren lässt, dass er lebt und kein „Android“, kein Mensch-Roboter ist. Diese Energie wird aus der Biosphäre und der Lebensenergie der Pflanzen, durch Luft und Sinneseindrücke aufgenommen. Atemtechniken (→ Atem, Atemtechniken) können diese Energie verstärken, sodass nach einer Übung das subjektive Empfinden vorherrscht, man sei „lebendiger“. Sinnliche Energie hat eindeutig eine andere Qualität als Bewegungsenergie oder die vitale Energie. Diese Energie macht es möglich, dass Pflanzen, Tiere und Menschen miteinander kommunizieren können.
Durch Einwirkung von bewusster Energie, den „Bewusstseinsquanten“ aus dem → Bewusstseinsfeld der Erde, können Menschen sensitive Energie in weitere Bewusstseinsenergie umwandeln, die für Konzentration und Aufmerksamkeit benötigt wird, aber auch für die Aufrechterhaltung des Wachbewusstseins, das nicht automatisch entsteht. Ebenso hängen von dieser Energie intensive Gefühlszustände ab. Sie wird auch benötigt, um Vorstellungen zu formen, Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen, in die Zukunft zu blicken, über das menschliche Sein nachzudenken und Lebensvisionen zu entwickeln. Dieser Prozess der Transformation von Lebensenergie in bewusste Energie ist vergleichbar mit der Photosynthese bei Pflanzen, die Licht (Photonen) in Chlorophyll umwandeln, ohne welche pflanzliches und somit auch menschliches Leben nicht möglich wäre. Menschen können sich zwar nicht direkt von Licht ernähren, nehmen aber durch natürliche Nahrung über Pflanzen und Tiere Licht auf. Bewusste Energie ist keine reine physikalische „Lichtenergie“, sondern wird als „Information“ aufgenommen.
Eine vierte Energieform, die für das menschliche Sein eine wichtige Rolle spielt, ist die kreative Energie. Schöpferische Intelligenz, der → Wille, etwas in die Welt zu bringen, künstlerische und wissenschaftliche Einfälle und Entwicklungen zu gestalten, werden von kreativer Energie gespeist. Dazu gehört auch die sexuelle Energie. Möglicherweise bildet die kreative Energie ebenfalls ein Feld vergleichbar der Atmosphäre der Erde und dem Bewusstseinsfeld.

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