Geisttiere
Geisttiere im → Schamanismus
Das Geisttier trägt im Schamanismus nicht nur die Information des Geistes der Gattung Tier mit sich, in der es erscheint. Es verfügt auch über das ganze Wissen der Kosmologie des Schamanen. Das Geisttier ist im traditionellen Schamanismus geistiger Berater und Gefährte des Schamanen. Der Schamane kommt während seiner Lehrzeit durch Techniken wie Rückzug, Diät, Visionen etc. in den Kontakt mit einer „besonderen“ Energie, die sich ihm als Tier zeigt, zu ihm spricht, ihn lehrt und in seiner Arbeit für die Gemeinschaft unterstützt.
Im Unterschied dazu bezieht sich der „Geist des Tieres“ auf die Besonderheit der Information (die Bedeutung, der Ausdruck) die eine Tiergattung trägt. Die Information braucht die Verbindung mit einer Lebensenergie, einer Kraft, mit der sie sich aus dem → Bewusstseinsfeld heraus in der natürlichen „Weltwirklichkeit“ materialisieren kann, so dass wir diese Information erfahren können (→ Geist).
Vielleicht sind Menschen nicht in der Lage, mit den Informationen im geistigen Feld anders kommunizieren zu können als durch der Vorstellung einer ihnen bekannten Form. Vielleicht zeigen sich geistige Kräfte deshalb auch in Formen, die dem Mensch vertraut sind, z.B. in Tieren. Ein Beispiel: Die Tiergattung Bär ist im Schamanismus der Informationsträger eines Aspekts des Großen Geistes, der Weltenseele, der Großen Mutter, der Universellen Schöpferkraft. Dieser Aspekt umfasst: Fruchtbarkeit, sexuelle Kraft, Heilkraft, kämpferische Kraft. Durch die Gattung Bär werden diese Aspekte des Geistes, aus dem sich das Leben erschafft, in unsere Welt getragen. Dieser bestimmte Aspekt von Geist kann aber nur in der Menschenwelt wirken, wenn er von Menschen erfahren wird. Erst dann kann sich der „Geist des Bären“ manifestieren, durch das Handeln des Menschen. Erfahrung des Geistes kann geschehen in einer Annäherung des Menschen an das „geistige Feld“ des Bären. Dazu reicht die Beobachtung eines natürlichen Tieres nicht aus. Das Erkennen der Wirklichkeit des Geistes des Bären bedarf eines veränderten Blicks (→ Wahrnehmung). Um diese „wahre Wirklichkeit“ zu sehen, gibt es zahlreiche Techniken (→ Schamanismus, Reisen, → Trance).
Im Unterschied zum Geist des Tieres ist ein Tiergeist der „Geist von etwas“, das als Tier erscheint, oft verborgen hinter einer Tiermaske. Es kann z.B. ein Ahnengeist sein, ein Naturgeist (→ Geister), eine Naturkraft oder Gottheit. Bei rituellen „Tiertänzen“ tragen die Tänzer und Tänzerinnen Tiermasken, ahmen die Bewegungen des Tieres nach. Ist ihr Tanz „gut“, dann ist es der Tiergeist, der diesen Tanz tanzt, der Bär selber, mit der Bewegung und Ausstrahlung des natürlichen Tieres.