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Heilige Orte, heilige Berge, Heiliges Land

Einige spirituelle Überlieferungen sprechen von einer zentralen Quelle der Spiritualität und des Wissens und behaupten, dass die Menschheit von einer höheren Intelligenz zum Ziel der menschlichen Evolution geführt wird. René Guénon untersuchte das Thema in seinem Buch „Der König der Welt“:

„Nach den Zeugnissen aller Traditionen ergibt sich eine klare Schlussfolgerung: Es ist die Behauptung, es gebe ein ‚Heiliges Land’ an sich, Urbild aller anderen ‚Heiligen Länder’, ein geistiges Zentrum, dem alle anderen Zentren untergeordnet sind. Das ‚Heilige Land’ ist auch das ‚Land der Heiligen’, … das ‚Land der Unsterblichkeit’ … Gewöhnlich versetzt man diesen Ort in eine ‚unsichtbare Welt’. Will man aber verstehen, um was es geht, dann darf man nicht vergessen, dass es sich um dasselbe handelt wie bei den ‚geistigen Hierarchien’, von denen gleicherweise alle Traditionen sprechen und die in Wirklichkeit Einweihungsgrade darstellen.“ (René Guénon 1987, 87)

Für Guénon sind die verschiedenen Welten genau genommen Zustände (→ Bewusstseinszustände) und nicht Orte wie der berühmte Pilgerberg Kailash in Westtibet – auch wenn sie symbolisch als solche beschrieben werden können (→ Weltzentrum).
In der säkularisierten Moderne spielen hl. Orte wider Erwarten eine große Rolle: Pilgerfahrten zu hl. Stätten sind nicht nur im Islam und Hinduismus von großer Bedeutung, sondern ziehen auch in der christl. Welt zahlreiche Gläubige und Besucher an (→ Jakobsweg, → Kraftorte). Heilige Orte sind räumliche Verkörperungen numinoser Kräfte und von einer Aura des Nichtalltäglichen umgeben; man begegnet ihnen gleichermaßen mit Ehrfurcht und Furcht. In ihnen überlagern sich Vergangenheit und Gegenwart, Religion, Politik und Ökonomie. Sie reflektieren das Vertrauen der Gläubigen ebenso wie die Machtkämpfe der Mächtigen. Wenn z.B. Israel als „Heiliges Land“ bezeichnet wird, dann ist damit auch ein Anspruch auf die Beherrschung des Landes gemeint, unabhängig von einer gewachsenen Bevölkerung. In der Welt der Antike hatte jeder Tempel oder jeder hl. Ort sein Zentrum, seinen → Omphalos. In der freimaurerischen Tradition (→ Freimaurer) der Grundsteinlegung klingt diese Vorstellung noch nach.
Was aber macht einen Ort zu einem hl. Ort, wie ist er zu erkennen? Hat dieser Ort eine bestimmte „Ausstrahlung“ oder → Energie, kann er durch einen Aufenthalt Heilwirkungen bei Menschen auslösen? Wie entstehen hl. Landschaften, wie und von wem werden sie repräsentiert und kontrolliert? Viele Schreine und Tempel sind heute zugleich florierende Wirtschaftsunternehmen. Die Verbindung von Glauben, Verehrung und Kommerz erhält angesichts einer global vernetzten Welt für die Bedeutung dieser Orte nochmals eine andere Dimension (→ Pilgerreise).
Viele prähistorische und alte Kultstätten wurden in Kreisform gebaut (→ Weltzentrum, → Megalithbauten). Sie tragen bestimmte → Energien und vermitteln verschlüsselte Informationen (→ Geist) für diejenigen, die sie lesen können. Der Geomant (→ Geomantie) Paul Devereux schreibt in seinem Buch „Das Gedächtnis der Erde“ dazu:
„Wenn wir nur den Aspekt der Informationen betrachten, wurden diese prähistorischen Kultstätten errichtet, damit sie spezifische Wirkungen auslösten, über die man zur Zeit ihrer Konstruktion Bescheid wusste. Daneben dienten sie auch zur Verschlüsselung von Informationen und hatten die Funktion, solche Informationen aufzuzeichnen… Informationen und Energien werden somit in diese Monumente hinein gegeben und von ihnen auch wieder abgegeben. Es handelt sich bei ihnen also um offene Systeme.“ (Paul Devereux 2000, 44)

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