Osho Rajneesh
Osho Rajneesh (1931-1990)
Am 11. Dezember 1931 als Rajneesh Chandra Mohan geboren. Er lebte bei seinen Großeltern in einfachen Verhältnissen und behauptet, im Alter von 14 Jahren seine erste Erleuchtungserfahrung, → Satori, gehabt zu haben und mit 21 Jahren seine zweite. Nach seiner Universitätszeit wurde er Philosophieprofessor, reiste durch ganz Indien und hielt Vorträge. 1966 gab er seine Professur auf und widmete seine ganze Energie der spirituellen Arbeit, um anderen auf dem Weg zur Verwirklichung zu helfen. 1974 etablierte er in Poona (Indien), einer aufstrebenden Industriestadt, das größte „humanistische Therapiezentrum der Welt“ und zog Menschen aus allen Kontinenten an. Innerhalb von 15 Jahren wurden über 540 Bücher über seine Lehren veröffentlicht, außerdem gibt es Tausende von Audio- und Videocassetten von seiner täglichen Lehre. In aller Welt wurden Osho-Zentren eröffnet, und man zählte in ihrer Blütezeit eine halbe Mio. Menschen zu seiner Gefolgschaft. Das Großprojekt Rajneeshpuram in Oregon (USA) scheiterte an verschiedenen widrigen Umständen.
Der Begriff → Sannyasin, der in der indischen Spiritualität für einen Mönch steht, welcher sich aus dem Leben zurückgezogen hat, wurde von Osho für seine Schülergemeinschaft geprägt. Da seine Lehre welt- und lebensbejahend ist, hat ihm dieser Begriff unter den indischen Traditionalisten viel Ärger eingehandelt. Der Sinn besteht jedoch in der Sufi-Aussage: „In der Welt sein, aber nicht von der Welt.“ Insofern ist ein Sannyasin nach Oshos Deutung ein Mensch auf dem spirituellen Weg der Selbstverwirklichung.
1989 gab er seinen Titel Bhagwan Shree auf und wurde von allen fortan nur noch Osho Rajneesh genannt. Osho ist japan.; O bedeutet großer Respekt, Liebe und Dankbarkeit, und sho bedeutet „multidimensional“, „Bewusstseinserweiterung“. Osho wurde zu einem der bekanntesten spirituellen Meister seiner Zeit. Am 11. Dezember 1990 verließ er seinen Körper. Auf seinem Grabstein steht: „Osho – nie geboren, nie gestorben, er besuchte nur den Planeten Erde vom 11. Dez. 1931 bis zum 19. Jan. 1990.“
Nach Oshos Tod erlebte sein Zentrum in Poona als „Club Meditation“ eine neue Blüte. Nicht allen Sannyasins gefiel der Trend zum Leichten und Kommerziellen, der nun einkehrte. Der rebellische Geist der Sannyas-Bewegung äußerte sich auch hier wieder in vielen kritischen Stimmen und einer Gegenbewegung, die aber nicht verhindern konnten, dass im Ashram in Poona heute kaum noch Osho-Bilder zu sehen sind, die Preise marktbewusst hoch gehalten werden und auch dem globalen Trend zur Wellness (spirituality light) dort in vielerlei Hinsicht gehuldigt wird. Nichtsdestotrotz ist Poona auch heute noch weltweit eines der attraktivsten Zentren für psychosomatische, ganzheitliche Therapien und transkonfessionelle Methoden der Mystik und Selbstfindung.
In Deutschland ist die Sannyas-Bewegung nun weitgehend in die Gesellschaft diffundiert und hat dort viele Neuerungen ausgelöst. Sie ist heute viel weniger sichtbar als in den Siebziger- und Achtzigerjahren (als Meister Bhagwan/Osho mit Sinn für Provokation unzählige Skandale auslöste), aber dabei nicht weniger wirkungsvoll.
Die zentrale Lehre Oshos ist interspirituell. Osho entwickelte seine eigene Lehre anhand der Essenz aus unterschiedlichen Lehren von → Gurdjieff bis → Zen, mit dem Ziel der Verwirklichung in diesem Leben. Jeder Schüler kann frei alle spirituellen Pfade der Welt mit Hilfe von gut ausgebildeten Lehrern kennen lernen. Er entwickelte auch eigene Meditationsformen (→ Meditationstechniken nach Osho). Osho kann als Vertreter des → Samkhya angesehen werden.
Osho war ein spiritueller Lehrer, der die Tür zum Leben in der zeitlosen Dimension des → Augenblicks entdeckte – er nannte sich selbst einen ‚echten Existentialisten’ –, und Zeit seines Lebens versuchte er die Menschen zu provozieren, die gleiche Tür zu suchen, aus der Welt der Vergangenheit und Zukunft herauszutreten und selbst die Welt der → Ewigkeit zu entdecken.