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Sangoma

Bedeutet in der Kultur der schwarzen Bevölkerung Südafrikas „Heiler“ oder „Doktor“. Zu den Sangomas gehen die Ureinwohner im südlichen Afrika noch heute, wenn sie krank sind oder bedeutende Probleme lösen müssen. Die Sangomas spielen für die sozialen Gemeinschaften der schwarzen Bevölkerung und deren Zusammenhalt eine unverzichtbare Rolle.
Es sind die Ahnen, zu denen und durch die man den Zugang zu jener Welt sucht, die das Leben der Menschen wesentlich beeinflussen kann. Die Erinnerung an alle Ahnen muss im Gedächtnis der Familie wach gehalten werden, denn wenn sie vergessen werden, dann bringen sie sich oft schmerzhaft in Erinnerung. Unglück, Krankheit, Verluste oder Niederlagen sind Zeichen, dass die Nachkommen sich nicht um die Ahnen und ihre gesellschaftlichen Regeln kümmern.
Dann wendet man sich an einen Sangoma, einen geistlichen Heiler, den man auch im Sinne der Definition des → Schamanismus als Schamane bezeichnen kann. Während der Inyanga körperliche Krankheiten behandelt, ist der Sangoma für psychische, spirituelle und soziale Krankheiten sowie Missverhältnisse zuständig. Seine Aufgabe ist es auch, die Ursache des Bösen herauszufinden, das den Menschen zustößt, die Menschen vor bösen Geistern zu beschützen und unsoziale Individuen zu entdecken. Er muss feststellen, ob die Ursache eine Vernachlässigung der Ahnen und Geister ist, ein Streit in der Familie, versäumte Riten oder eine „Verhexung“, ein Schadenszauber (→ Voodoo).
Der Heiler nennt die Krankheit und kann die Ursache erkennen (ukubhula, „wahrsagen“). Dazu werden auch die ematsambo, die Wahrsageknochen geworfen. Falls die Ahnen sich durch ein Unglück in Erinnerung gebracht haben, muss ihnen ein Opfer gebracht werden, um den gesellschaftlichen Frieden wieder herzustellen, indem man den Ahnen Respekt erweist (ukushweleza). Dabei dürfen die Lebenden sich allerdings auch über die Ahnen beschweren und ihnen vorwerfen, dass sie sich ihnen gegenüber schlecht verhalten haben (ukuthetha). Durch eine solche Aussprache wird dann die Familie wieder spirituell vereint. Weil sie nicht reden können, weil sie Menschen krank machen müssen, um Fleisch zu bekommen, und dann noch nicht einmal helfen, heißen die Ahnen manchmal auch izithutha – „Narren“.
Der Sangoma ist ein von den Ahnen Auserwählter. Die Ahnen machen die so Erwählten → besessen (ithwasa), sie träumen von der Pythonschlange (inhlwathi), die sie im Viehkraal töten müssen und deren Haut sie als Zeichen ihrer Erwähltheit tragen. Im Verlauf der Initiation zum Sangoma müssen Ziegen und Rinder geschlachtet werden, und der Initiand trägt gekreuzte Fellstreifen dieser Opfertiere (iminqwamba) als Abzeichen seines neuen Status. Weigert sich ein solcher Erwählter, sich der Initiation zu unterziehen, so wird er krank. Wenn er Sangoma geworden ist, sprechen die Ahnen durch ihn, er kann Knochen werfen (→ Orakel) und wahrsagen. Krankheiten können auch durch böse Geister bewirkt werden (z.B. Übelkeit, Fieber, Schreien, Hysterie). Der Heiler kann auch den Schadenszauberer benennen, der Krankheit und Unglück verursacht.
Die Zulu glauben nicht an Schicksal. Alles, was geschieht, geschieht aus einem bestimmten Grund. Es gibt Krankheiten mit einem natürlichen Ursprung, z.B. Grippe, und eine angeborene Neigung des Körpers zu Krankheiten. Dagegen helfen Ärzte und Kräuter (amakhambi). Hält eine solche Krankheit aber zu lange an, dann liegt der Verdacht nahe, es könne sich um Zauberei handeln. Solche Übel (ukugulisa, „jemanden krank machen“) sind den „asozialen“ Zauberern zuzuschreiben, die entdeckt und (so war es zumindest früher) zum Besten des Clans getötet werden müssen.
Schadenszauberkrankheiten kommen nur bei Einheimischen vor und heißen daher isifo sabantu, „Bantu-Krankheiten“. Die, die dait stigmatisiert werden, wehren sich meistens nicht, denn sie glauben, ein böser Geist könne sie auch ohne ihr Wissen in Besitz genommen haben. Da früher nicht nur die Zauberer selbst, sondern auch ihre Familien zum Tode verurteilt wurden und ihr Besitz in den des Häuptlings oder Königs überging, geschah es oft, dass besonders Reiche ständig in Gefahr waren, als Hexer „entdeckt“ zu werden. Armut konnte einem also ein längeres Leben bescheren als Reichtum.

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